Frozen Souls

Frozen Souls

Jennifer Dreams


EUR 20,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 326
ISBN: 978-3-99146-403-7
Erscheinungsdatum: 25.01.2024
Eines Tages sieht Juna plötzlich blau schimmernde Menschen und wird von Männern mit Waffen verfolgt. Ihr einziger Verbündeter auf der Flucht ist ein arroganter Typ mit derselben Gabe. Wird er ihr helfen, sich in dieser neuen, gefährlichen Welt zurechtzufinden?
Prolog


Es klopfte einmal an der Tür, bevor ein junger, großer, attraktiver Mann im Türrahmen erschien. „Sir“, sagte er und zog damit die Aufmerksamkeit eines älteren Herren auf sich, der an seinem Schreibtisch saß und verschiedenste Dokumente vor sich liegen hatte. Er schielte über seine Brille zu dem jungen Mann hoch und runzelte dabei die Stirn. Erwartungsvoll und zugleich ungeduldig forderte er mittels einer Handgeste den jungen Mann auf, sein Anliegen zu offenbaren. Der junge Mann holte tief Luft, bevor er seinem Boss schlechte Nachrichten übermittelte. „Wir haben sie verloren. Sie hat den letzten Eingriff nicht überlebt.“ Es dauerte eine lange Sekunde, bis das Gesagte angekommen war. Der ältere Herr wurde wütend, griff nach dem Erstbesten, was er fand, und warf es an die Wand, wo es in etliche Stücke zerschellte und in noch kleineren Teilen auf dem Boden liegen blieb. „Verflucht noch mal!“, schrie er, stützte seinen Kopf in die Hände und rieb sich müde die Schläfe.
„Was ist mit Plan B?“, wollte er von dem jungen Mann wissen. „Sir“, antwortete dieser leicht nervös, stellte sich aber aufrechter hin. „Das war Plan B.“ Schockiert sah der ältere Herr vom Schreibtisch auf. Seine Augen schwirrten im Raum umher, auf der Suche nach einer Lösung.
Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und wühlte rasch durch die ganzen Dossiers, die er dort verstaut hatte. Als er endlich fündig wurde, lächelte er siegessicher und klatschte das Dossier auf den Tisch. „Schließen Sie die Tür und setzen Sie sich“, forderte er den jungen Mann auf.
Dieser schluckte, da er befürchtete, dass er ihn als leitender Forschungschef entlassen würde, da er bei den letzten Versuchen kläglich gescheitert war. Noch nie war jemand in solch jungen Jahren wie er überhaupt in einer Führungsposition gewesen. Er hatte sich alles schwer erarbeitet und war der Beste auf seinem Gebiet. Nur ungern würde er diesen Job verlieren. Sobald er sich schweren Herzens auf den Stuhl gesetzt hatte, begann der ältere Herr zu sprechen.
„Wissen Sie, wieso ich mir keine Namen meiner Angestellten merke?“, fragte er mit einem undefinierbaren Blick. „Weil wir ersetzbar sind, Sir?“, antwortete sein Gegenüber vorsichtig. Sein Puls beschleunigte sich, während der ältere Herr seine Krawatte zurechtrichtete und ihn anlächelte. Er sah ihn das erste Mal seit Jahren lächeln. „Ja, ganz genau. Aber Sie …“, begann er und zeigte mit dem Zeigefinger auf den jungen Mann. „Sie haben Mumm, mir direkt in die Augen zu sehen und mir zu sagen, was Sache ist. Das hat bis jetzt noch nie jemand getan, der eine höhere Anstellung hat.“
Der junge Mann wusste nicht, in welche Richtung dieses Gespräch verlaufen sollte und hielt angespannt den Atem an. Er wollte nicht gefeuert werden. Er wollte hier weiter arbeiten und seinen Boss in dieser Sache weiterhin unterstützen. Schließlich hatte er doch nichts anderes in seinem Leben. Seit seiner Geburt hatte sein Vater ihn zu dem erzogen, der er jetzt war.
„Sehen Sie“, unterbrach der ältere Herr seine Gedanken und breitete das Dossier vor ihm aus. „Ihr Fehlschlag ist nicht weiter schlimm. Wenn wir keine Person mehr finden, wissen wir, dass wir freie Fahrt haben. Dann steht uns niemand mehr im Weg.“ Der alte Mann lächelte böse. „Sir, was ist, wenn wieder eine solche Person zum Vorschein kommt?“, hakte der junge Mann nach, voller Sorgen, dass jemand ihrem Vorhaben in die Quere kommen könnte. „Dann will ich, dass Sie sich in das Leben dieser Person einnisten. Sie sind ein attraktiver junger Mann, Sie sollten keine Probleme haben. Werden Sie ihr Mann oder bester Freund oder was auch immer!“, befahl er. Der junge Mann nickte lächelnd, denn es gefiel ihm, wie sein Boss dachte. „Gut, dann können Sie gehen.“ Mit diesen Worten wurde der junge Mann aus dem Büro komplimentiert und stand auf. Als er die Türklinke in der Hand hatte, hielt ihn sein Boss noch kurz auf. Er hatte seine Brille abgelegt und rieb sich die Augen, bevor er wieder aufblickte. „Wie heißen Sie?“ Der junge Mann lächelte, sah ihn an und antwortete, erfreut darüber, dass der Boss sich für ihn interessierte.
„Jack Porter, Sir“, sagte er, bevor er die Tür zuzog und den Korridor entlangging, bis er nach ein paar Verzweigungen in einen absolut sterilen Bereich gelangte.



1


Panisch rannte ich, so schnell ich konnte in den Gassen East New Yorks von Schatten zu Schatten, in der Hoffnung, dass mich niemand entdeckte. Ich wusste nicht, was los war, aber als ich vor dem Restaurant gestanden hatte, bei dem ich verabredet war, sah ich von Weitem, wie ein paar Männer in schicken Anzügen verstohlen in meine Richtung zeigten und auf mich zukamen. Als einer der Männer unauffällig eine Pistole aus seinem Gürtel zog, schrillten die Alarmglocken in meinem Kopf und ich rannte so schnell wie möglich vor ihnen weg. Ich kannte mich nicht so gut aus, da ich erst vor ein paar Jahren hierhergezogen war, um näher bei meinem Verlobten zu sein. Hauptstraßen kannte ich gut, doch all die Seitengassen hatte ich stets ignoriert, wie ein kleines Kind, das von den Eltern ermahnt wurde, dass dort düstere Dinge geschahen. Jetzt verfluchte ich mich dafür, mich nicht auszukennen.
Seit heute Mittag, als ich einen Mann per Zufall berührt hatte, geschahen seltsame Dinge. Er hatte mich noch blöd angemacht, dass ich meine Hände bei mir behalten solle. Tja, seit da kribbelten meine Handflächen ununterbrochen und einige Leute begannen komisch blau zu schimmern. Erst hatte ich den Verdacht, dass mir jemand Drogen untergejubelt hatte und ich nun auf einem Trip war. Aber das hätte doch schon längst wieder nachlassen sollen. Nun zog ich die Kapuze meiner Jacke tiefer ins Gesicht, sodass mich niemand erkennen konnte und mischte mich mitten unter die Menschenmasse, die glücklicherweise vor mir auf einer belebten Straße auftauchte. So unauffällig wie möglich lief ich mit der Masse mit. Fast schon verzweifelt suchte ich mein Handy in meiner Handtasche und hätte beinahe laut gejubelt, als ich es endlich fand. Zum Glück besann ich mich im letzten Moment eines Besseren, denn das hätte genau die Aufmerksamkeit dieser Männer auf mich gezogen. Schnell tippte ich ein paar Zahlen ein und ließ es klingeln. Nach dem zehnten Piep sprang automatisch der Anrufbeantworter an und ich fluchte leise vor mich hin. Wieder wählte ich dieselbe Nummer und ließ es klingeln. Doch wieder hob keiner ab. „Verdammte Scheiße! Nimm das verfluchte Handy ab …!“, fluchte ich laut vor mich hin. „Kann ich behilflich sein?“, sprach mich jemand an, der mein Fluchen nicht überhört hatte. „Nein, schon gut, danke“, antwortete ich, seine Hilfe ablehnend, und lächelte ihn einmal kurz an, sodass er sich keine Sorgen machen musste. „Mein Verlobter geht bloß nicht ans Telefon“, fügte ich hinzu, während ich wieder in meiner Tasche kramte. Dann sah ich hoch, weil ich keine Antwort bekam, doch der Mann, der mich angesprochen hatte, war nicht mehr da und ich wusste nicht, wieso ich ihm das überhaupt erzählen wollte. Nochmals versuchte ich es, tippte die Nummer ein und ließ es klingeln.
Da ich nicht wusste, wohin ich sollte, geschweige denn, wie ich hier wegkommen wollte, versuchte ich, einen Weg zurückzufinden. Vielleicht war es auch bloß Einbildung, dass mich diese Männer verfolgten? Vielleicht war ich wirklich auf Drogen? Die Menschenmasse begann sich plötzlich aufzulösen, es wurden immer weniger Leute. Und da sah ich sie. Die Männer, wie sie weiter vorne nach jemandem Ausschau hielten. Ich wusste, dass ich jetzt so unauffällig wie möglich sein sollte, aber irgendwie konnte ich nicht anders als einen dieser Männer anzustarren. Er kam mir irgendwie bekannt vor. Aber woher?
Als hätte er meinen Blick gespürt, schaute er hoch und entdeckte mich. Schnell rief er seine Männer zusammen und zeigte auf mich. Diese bewegten sich sofort in meine Richtung und ich machte auf der Stelle kehrt und zwängte mich durch die mir entgegenkommende Menschenmenge. Jemand rempelte mich an und ich wäre fast zu Boden gestürzt, wäre ich nicht in der Menge eingeklemmt gewesen. Panisch schob ich mich zwischen den Menschen hindurch und wagte kurz einen Blick zurück, was ich sofort bereute. Er war direkt hinter mir! Keine Sekunde später ergriff er mich und zog mich an sich. In seinem Würgegriff gefangen, schleppte er mich aus der Menge hinaus und ich war unfähig, eine Bewegung gegen seinen Willen zu tun. Ich wollte schreien, um die Aufmerksamkeit der Menschen auf mich zu lenken, doch es gelang mir nicht. Kein Ton fand den Weg aus meinem Mund und so kam es, dass keiner der Menschen das Geschehen beachtete, da jeder vertieft in seine eigenen Gedanken gefangen war.
„Todd, ich hab sie“, sprach der Mann in den Funksender, den er im Ohr trug.
In einer dunklen Seitengasse blieben wir endlich stehen. Es war alles andere als angenehm, in seinem Würgegriff zu laufen. Als ein dunkler Van vorne an der Seitengasse stehen blieb und die Seitentür aufschwang, wusste ich, dass sie mich entführen wollten. Verzweifelt kramte ich schneller in meiner Tasche und ergriff endlich, was ich gesucht hatte. Mein Pfefferspray! Durch einen überraschenden, nicht ganz gelungenen Tritt in seine Kronjuwelen konnte ich mich von dem Mann losreißen und sprühte ihm das Pfefferspray ins Gesicht. „Ah!“, schrie er wütend und versuchte mich zu packen, doch er konnte nichts mehr sehen. Seine Augen wurden rot und schwollen an und Tränen verschleierten seine Sicht. Schnell rannte ich weg von ihm und den Männern, weg von dem Van, weiter hinein in die dunkle Gasse.
Eine Wand tauchte vor mir auf und schnitt mir den Weg ab. Verdammt! Es war eine Sackgasse. Ohne Zeit zu verlieren, scannte ich die Umgebung ab und suchte einen anderen Weg. Die Schatten erschwerten mir die klare Sicht und spielten mit meiner Angst. Dann sah ich ein paar Holzkisten, versteckt hinter einer dunklen Nische, die optimal aufeinandergestapelt waren, sodass ich aufs Dach klettern konnte. Ohne zu zögern, ignorierte ich meine Angst und begann zu klettern. Auf halbem Weg hörte ich, wie die Männer angeschrien wurden, dass sie ihre faulen Ärsche bewegen und nach mir suchen sollten.
Obwohl es Krach machte, kickte ich gegen die letzte Kiste, damit sie nicht zu mir hochkommen konnten. Triumphierend lächelte ich, als die Männer zu mir nach oben schauten und keinen Weg fanden. Doch ich hatte mich zu früh gefreut. Einer der Männer holte Anlauf, rannte auf die Kisten zu und hob ab, sobald er auf der obersten ankam. Knapp konnte er sich an der Dachkante festhalten, die unter seinem Gewicht knarzte, und zog sich mühsam nach oben. Als ich das sah, überzog sich mein Körper mit Gänsehaut. Damit hatte ich definitiv nicht gerechnet. Schnell rannte ich auf die andere Seite des Daches und suchte nach einem Ausweg. Tatsächlich führte eine Feuerleiter die Wand hinab, doch weiter unten sah ich, dass es wieder eine Sackgasse war. Da konnte ich nicht hin, ansonsten würde ich in den Fängen dieser Männer landen.
Als ich gerade verzweifelt aufgeben wollte, sah ich ein offenes Fenster auf der anderen Seite der Mauer, in das ich springen konnte. Die Mauer war aber relativ weit weg von dem Haus, auf dem ich stand. Was ist wohl hinter dieser Mauer? Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn wenn ich nicht wollte, dass mein Verfolger sah, wohin ich floh, musste ich jetzt springen. So schnell ich nur konnte, rannte ich übers Dach und sprang kräftig ab, in der Hoffnung, dass ich es bis zur Mauer schaffte. Pures Adrenalin schoss durch meine Adern und berauschte mich. Knapp schaffte ich es zur Mauer und noch knapper gelang es mir, mich festzuhalten. Schnell stemmte ich mich nach oben und schwang mich auf die Mauer. Der Schwung war zu grob und so verlor ich meinen Halt an der Wand und stürzte auf die andere Seite. Verzweifelt versuchte ich Halt zu finden, während ich die Mauer hinunterschlitterte. Doch ich fand keinen und landete unsanft auf meinen Füßen, was ein ekliges Knacken mit sich zog und Schmerz durch meinen Körper jagte. Mit großer Mühe gelang es mir, dem schmerzerfüllten Schrei, der sich in meinem Hals bildete, keinen Weg nach draußen zu gewähren. Behutsam verlagerte ich mein Gewicht auf einen Fuß und stellte erleichtert fest, dass er nicht gebrochen war. „Sie ist nicht da!“, hörte ich plötzlich wieder die Stimme des Mannes, der mich vorher gefasst hatte, was mich aufhorchen ließ. „Sie muss wohl über die Mauer gesprungen sein!“, rief ihm ein anderer Mann zu. „Unserem Informanten zufolge sollte sie keine Sportskanone sein! Aber ja, wir überprüfen es!“, schrie er wieder zurück. Mir lief es kalt über den Rücken, als ich das hörte. Sie waren mir auf der Spur! Die Mauer entlang und schön im Schatten, damit sie mich nicht gleich entdeckten, humpelte ich, so schnell es ging weg von diesem Ort. Durch das ewige Pochen in meinem Fuß atmete ich nicht richtig und bekam Seitenstechen. Dieser Informant, wer immer das auch war, hatte recht, ich war keine Sportskanone. Es war schon eine Meisterleistung, was ich heute Abend geschafft hatte. Aber so war das nun mal, wenn es um das eigene Leben ging.
Nach einer Weile hörte ich die Männer plötzlich wieder. Sie waren noch nicht nah genug, als dass sie mich entdeckt hätten, aber das wollte ich auch nicht riskieren. Bei der nächsten Möglichkeit schlich ich um die Ecke und tat dies ein paar Mal, bis ich selbst die Übersicht verloren hatte und nicht mehr wusste, wo ich war.
Als ich mein Handy aus der Tasche nahm, sah ich, dass der Akku fast leer war. Es sollte aber noch für einen kurzen Anruf reichen. Schnell tippte ich wieder dieselbe Nummer ein wie zuvor und hielt es ans Ohr. Nach dem dritten Piep hob dann doch endlich mal jemand ab. „Hallo?“, hörte ich seine Stimme am anderen Ende. „Na endlich“, entfuhr es mir erleichtert. „Du weißt nicht, wie …“ Doch weiter erzählen konnte ich nicht, denn der Akku war endgültig leer. Frustriert warf ich mein Handy auf den Boden, hob es aber wieder auf und ging weiter. Durch die Schutzhülle hatte es glücklicherweise keinen einzigen Kratzer abgekriegt.

Nach zwei weiteren Abzweigungen fand ich mich auf einem riesigen Parkplatz wieder. Ich konnte nicht sagen, wo das war, da ich wirklich keine Ahnung hatte, wo zur Hölle ich mich gerade befand. Ich hoffte, dass ich wenigstens noch in New York war. Da ich mich doch recht erschöpft fühlte, war ich der Meinung, dass ich mir einen Unterschlupf suchen sollte. Bevor ich mich daran machte, bei einem Auto nach dem anderen zu überprüfen, ob es wirklich abgeschlossen war, fiel mir ein ganz bestimmtes ins Auge. Ich konnte meinen Blick nicht mehr davon abwenden und bewunderte diese Schönheit, wie sie da mit solch einer Anmut, mitten auf dem Platz, zwischen den anderen Autos stand. Was der Informant dieser Männer bestimmt nicht wusste, war, dass ich der totale Autofreak war. Denn das wusste genau niemand, außer mir selbst.
Fast schon ehrfürchtig näherte ich mich dieser Schönheit eines Autos. Es war ein neuer Ford Mustang Shelby GT500. Ganz sanft strich ich mit meinen Fingern über den seidenfeinen, dunkelroten Lack und biss mir mit einem Lächeln auf die Lippen. Meine Finger wanderten zum Türgriff und zogen einmal daran. Das Auto war verschlossen, was wirklich keine Überraschung war. Perfekt, dachte ich mir. Dann kann ich gleich meine neu erlernte Fähigkeit testen. Als die Ruhe in Person zog ich eine Haarnadel aus meinen Haaren, welche sowieso schon zerzaust waren, und begann das Schloss zu öffnen. Sobald sich der Riegel nach oben schob, machte mein Herz einen Freudensprung.
Die Freude jedoch hielt nicht lange an, da ich die Männer schon wieder hörte. Sie hatten eben den Parkplatz betreten und suchten nach mir. Mit Taschenlampen leuchteten sie um sich herum, zwischen den Autos hin und her. Zum Glück hatten sie mich noch nicht entdeckt und so schlüpfte ich leise ins Auto und verriegelte die Tür von innen. Schnell ließ ich mich unters Armaturenbrett sinken, legte meine schwarze Jacke über mich und verharrte dort, bis die Männer am Auto vorbei waren. Als einer der Männer direkt neben dem Auto stehen blieb, hielt ich angespannt die Luft an. Nur mein Herzschlag war zu hören, welcher nach meinem Geschmack um einiges zu laut war. „Da ist sie nicht!“, schrie einer, der weiter weg war. „Sie muss in die andere Richtung gerannt sein, denn Todd sieht sie auch nicht und er wäre ihr sonst entgegengekommen!“, antwortete der Typ, der neben dem Auto stand und lief langsam weg. Zur Sicherheit wartete ich noch einige Minuten länger, bevor ich erleichtert die Luft aus meinen Lungen weichen ließ und endlich wieder normal atmete. Gerade als ich hervorkrabbeln wollte, blieb mein Blick an jemandem hängen, der plötzlich lässig auf der Rückbank saß. Verunsichert hielt ich mitten in meiner Bewegung inne und starrte ihn gebannt an. „Hat dir niemand beigebracht, dass man nicht in fremde Autos steigt?“, sagte er und musterte mich neugierig und zugleich feindselig.



2


„Lebst du hier drin?“, stellte ich eine Gegenfrage, ohne auf seine einzugehen, als ich einige Kleider und eine Decke auf dem Rücksitz entdeckte. „Gewissermaßen“, antwortete er knapp und kletterte nach vorne auf den Fahrersitz. Durch das Mondlicht, welches nun sein Gesicht erhellte, konnte ich ihn jetzt besser sehen. Er hatte kurze, verwuschelte braune Haare. Seine Augen, die mich misstrauisch musterten, stachen in einem tiefen, klaren Blau hervor. An seiner rechten Augenbraue zog sich eine Narbe zum Auge hinunter. Er hatte eine normale Statur, sah trainiert aus und ich schätzte ihn auf etwa 1 Meter 80, also um einiges größer als ich.
Ich dagegen hatte hellbraune Haare, grün-braune Augen, war nicht wirklich groß oder kräftig und hatte, wie ich es nannte, kleine Reserven an meinem Bauch. Obwohl da nicht wirklich viel Fett war. Er war nur nicht so flach wie bei all den Models, die man in den Zeitschriften und im Fernsehen sah.
„Was tust du hier?“, fragte er mich, während er mich weiterhin musterte. „Keine Ahnung. Diese Männer hatten mich mit Waffen verfolgt“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Was wollten die von dir?“, fragte er mich weiter und ich sah ihm an, dass er noch eine Menge an Fragen hatte. „Keine Ahnung“, seufzte ich. „Du wirst von Männern, die eine Waffe bei sich haben, verfolgt und du weißt nicht, wieso?!“, entfuhr es ihm verärgert. Er glaubte mir nicht, das sah ich ihm an. „Wer hat dich geschickt?“, fragte er und schien schon fast paranoid zu werden, als er sich schnell umsah, ob da noch jemand war. „Niemand. Ich sag die Wahrheit. Seit heute Mittag geschehen komische Dinge und als ich vor dem Restaurant gewartet habe, kamen diese Männer auf mich los.“ „Steig aus dem Wagen!“, forderte er mich verärgert auf. Ich vermutete, dass er mir nicht glaubte und mich daher loswerden wollte.

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